Man müsse ganz früh aufstehen, und es sei ein weiter Weg. Kaum jemand habe es je geschafft.Die Worte von Muhme klangen ihm noch im Ohr.Peter wanderte fröhlich und unbeschwert durch die Wiesen. Er dachte an die herrlichen Geschichten, die Muhme, so nannten alle im Dorf seine Großmutter, ihm oft erzählt hatte.Statt sich vor dem Fernseher viereckige Augen zu holen, lauschte er lieber hingebungsvoll ihrer sanften Stimme. Sie wusste von phantastischen Begebenheiten zu berichten, von allerlei Getier und wundersamen Wesen.Seine Eltern hatten ihm beigebracht das Alter zu ehren. Wenn also Großmutter ein ehrwürdiger Mensch war, dann würde sie wohl kaum Dinge erzählen, die nicht stimmten.Ein sechsjähriger Junge war eben doch noch nicht alt genug, um märchenhaftes und wahrhaftes unterscheiden zu können.Unverdrossen stapfte er weiter. Mit seinem riesigen Wanderstab stakste er über den plätschernden Bergbach und hing seinen Gedanken nach.Ob er sie wohl fand? Wie sie wohl aussahen und wie viele waren es? Er wollte sie unbedingt tanzen sehen. Ob sie schöne Kleider trugen? Fragen über Fragen schossen dem Burschen durch den Kopf.Pause - Peter war hungrig. Ganz unauffällig hatte er sich noch am Abend eine Wegzehrung in den Rucksack gelegt. Vater und Mutter durften doch nicht merken, dass er sich mit dem ersten schimmernden Lichtstrahl aus dem Hause schlich. Nie hätten sie ihn gehen lassen. Sie schimpften manchmal mit Muhme und sagten, dass sie ihn ganz verrückt machte mit ihrem Gerede. Er sei jetzt schon ganz anders als andere Jungen in seinem Alter und wie das wohl noch enden sollte.Darum ist er heimlich und allein losgezogen.So früh am Morgen hatten die Hühner noch die Köpfe unter den Federn und nur Harras, der Hofhund, begrüßte ihn gähnend. Sonst nahm er ihn immer mit auf seinen Wanderungen, er war ja sein Freund. Nur diesmal musste Harras zu Hause bleiben. Er würde sie womöglich verscheuchen, die kleinen Wesen, die er suchte.Kauend überlegte er, wie er sie überraschen könnte. Muhme hatte erzählt sie seien winzig klein, kaum so groß wie ein Glied seiner Finger. Flink sollten sie sein, und erst auftauchen, wenn die Luft warm und von herrlichen Düften erfüllt war. Dann aber könnte man liebliche Töne hören, und sie zu einer zauberhaften Melodie auf der großen Wiese in den Bergen tanzen sehen.Bei diesem Gedanken nahm sein Gesicht einen verträumten Ausdruck an, seine Augen glänzten und er vergaß zu kauen. Das wenige Brot war ohnehin fast aufgegessen, doch das war nicht wichtig, er wollte sowieso zum Abendessen zurück sein und allen von seinem Abenteuer berichten.Vielleicht, ja bestimmt sogar, konnte er eines von ihnen einfangen. Die Eltern würden staunen und sicherlich auch endlich den Geschichten von Großmutter glauben.
相关资料
|