Im schönen Münsterland gab es unzählige kleine Wäldchen und in einem dieser Wäldchen lag ein kleiner idyllischer Waldsee. Am Grunde dieses Sees herrschte König Otto mit seinem Hofstaat. Eigentlich hieß er König Otto Neptun von Aqua, aber da ihn alle nur König Otto nannten, hatte er seinen richtigen Namen selbst schon fast vergessen.Seit über 800 Jahren herrschte er jetzt schon über sein kleines Reich, das er von seinem Onkel Neptun, dem Herrscher aller Meere, geschenkt bekommen hatte. König Otto war ein guter und beliebter König und hatte seine Untertanen schon durch viele stürmische Zeiten geführt.Heute war es ruhig an seinem See, nur noch selten verirrte sich ein Wanderer dorthin. Umsichtige Menschen haben ihn zu einem Naturschutzgebiet gemacht.So ließ es sich leicht regieren.Im Frühjahr, wenn die vielen Kröten, Frösche und Molche wieder zu seinem Teich kamen, wies er sie in ihre Laichbezirke ein und achtete darauf, dass sie sich bei all ihrem Liebesspiel auch schön versteckten, wenn Kurt, der alte Fischreiher über den Teich strich. Auch nachher, wenn sie den Teich schon wieder verlassen hatten, kümmerte er sich rührend um ihre Kinder, die Kaulquappen. So wundert es nicht, dass es in seinem Teich von Leben nur so wimmelte.Es passierte an einem wunderschönen Sommertag.Otto hatte gerade seine Runde gemacht, kurz die 8 Entenkinder von Wilm und Martha, dem Stockentenpärchen bewundert, und döste nun zufrieden zwischen den Seerosenblüten vor sich hin. Herrlich kitzelte ihn die Sonne auf seinem grünen Bauch und die schillernden Libellen führten zu seinen Ehren einen Hochzeitstanz auf. Plötzlich war der ganze Teich in Bewegung. Laute Rufe hallten vom Ufer und König Otto tauchte noch fast im Halbschlaf unter. Wie der Blitz flitzte er in Richtung des Aufruhrs. "Wer wagt es, meine Mittagsruhe zu stören?", rief er erzürnt.Da sah er schon die Bescherung.Kuno, der dicke Karpfen, hing an einer Angelschnur und kämpfte verzweifelt um sein Leben. Wie ein Derwisch fuhr Otto dazwischen. Außer sich vor Wut tobte er im Wasser umher. In seinem Zorn bemerkte er nicht, dass sich plötzlich ein großer grüner Kescher unter ihn schob und ehe er sich versah, wurde er aus dem Wasser gehoben und in einen Eimer gesteckt."Ei, was haben wir denn da?", sagte der eine Wilddieb."Ich bin ein König, lasst mich frei!", rief Otto."Ein Wassermann", sagte der andere Wilddieb, "das trifft sich gut, den können wir teuer verkaufen".Ehe Otto noch etwas erwidern konnte, wurde der Deckel auf den Eimer gedrückt und die beiden Wilddiebe verschwanden mit ihm.Langsam beruhigte sich der See. Nach und nach sprach sich das schreckliche Ereignis herum. Bufo, die alte Erdkröte, berief noch am selben Abend eine Notversammlung ein.Am Abend fanden sich alle an dem vereinbarten Platz ein. Sogar Wilm und Martha, die einzigen gefiederten Untertanen waren da."Wir gründen ein Befreiungskomitee" rief ein vorlauter Wasserfrosch, "Krieg den Dieben" ein alter Gelbrandkäfer."Ruhe, Ruhe" befahl Bufo. "Nichts überstürzen! Zuerst müssen wir wissen, wo man ihn hingebracht hat."Alle nickten zustimmend. Sofort wurden Suchmannschaften zusammengestellt.Die Enten und Libellen waren für den Luftraum zuständig, die Aale, die ja sogar über Land wandern können, für die Flüsse und alle Kröten, Molche und Frösche durchsuchten den Wald.Nach einigen Tagen, als auch die letzten Suchmannschaften erfolglos nach Hause kamen, herrschte tiefe Trauer im See. Nun wusste selbst Bufo keinen Rat mehr.Einige Wochen später, als sie schon alle Hoffnung aufgegeben hatten, ließ sich ein Flug Krickenten auf dem See nieder.Sie kamen aus dem hohen Norden und waren auf dem Weg in den Süden. Weil sie von ihrer langen Reise immer so viel zu erzählen wussten, schwamm Martha sofort zu ihnen. Sie schnatterten zwar etwas anders, aber mit etwas Mühe verstand man sie doch recht gut.Als fast alle Neuigkeiten ausgetauscht waren, erzählte Martha von ihrem unglücklichen König."Vielleicht können wir dir helfen", sprach eine der Fremdlinge. "Im Zoo von Hamburg haben wir jemanden gesehen, der euer König sein könnte. Er saß in einem großen Eisengehege und schien sehr sehr traurig zu sein."Aufgeregt schwamm Martha sofort zu Bufo und diese berief noch um Mitternacht eine Versammlung ein. Fast alle meldeten sich sofort freiwillig für die Befreiungsaktion. Da aber nur Wilm und Martha die weite Strecke zurücklegen konnten, wurden sie als Befreier ausgewählt. Noch in der Nacht starteten sie in Richtung Hamburg.Im ganzen See herrschte große Freudenstimmung. Bufo bereitete schon den Empfang vor. Der ganze See wurde geputzt und gewienert und die Libellen studierten schon einen Willkommenstanz ein.
相关资料
|