Marie, die kleine Prinzessin im Königreich Immerfroh, benahm sich so gar nicht, wie es in dem Reiche ihres Vaters Gesetz war, nämlich den ganzen Tag über immer nur strahlend vor Glück durch die Gegend zu laufen.Dabei hätte sie wirklich allen Grund dazu gehabt. Das kleine Mädchen wurde von ihren Eltern sehr geliebt und verwöhnt. Diese lasen ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Alle Tage besuchten sie die Prinzessinnen und Prinzen aus den umliegenden Schlössern zum Spielen. Dann jagten sie kreuz und quer, treppauf, treppab durch die riesigen Räume und spielten den Erwachsenen viele Streiche. Auch platzten sie in ihrem Übermut in so manch einer der wichtigen Besprechungen, die der König mit seinen Ministern abhielt.Eines Tages einmal beredeten diese gerade, wie das Gesetz zum Glücklichsein nach gestrafft werden könnte, damit auch wirklich kein einziger Bürger des Reiches noch mit traurigem Gesicht herum liefe. "Vielleicht sollten wir Strafen einführen!", warf gerade, als die Kinderschar den Saal stürmte und damit alles durcheinander brachte, ein noch junger, nicht ganz so erfahrener Minister ins Gespräch ein."Vielleicht ein Tag Gefängnis für eine Träne pro Tag.", forschte er lobheischend ob seines doch so klugen Vorschlages im Gesicht seines Herrschers."Und für hemmungsloes Weinen etwa eine mindestens ein ganzes Jahr dauernde Umschulung zum Frohsein!", ergänzte ein anderer. Der König kam nicht dazu, sich zu diesen wahrhaft klugen Äußerungen seiner engsten Mitarbeiter überhaupt zu äußern. Ausgerechnet zu dieser wichtigen Stunde hing sein kleines Töchterchen urplötzlich im nächsten Augenblick laut schluchzend an seinem Hals und kriegte sich auch gar nicht wieder ein. Dem König war das mehr als peinlich vor seinen Untergebenen, denn die königliche Familie achtete darauf, vor allem, was Frohsinn anging, immer und überall ein blendendes Vorbild für ihr Volk zu sein.Und jetzt das! Erschreckt verstummten alle anwesenden hohen Herren, wandten schleunigst ihren Blick von diesem beschämenden Bild ab, damit sich der König vielleicht doch nicht ganz so schrecklich schämen sollte. Der aber wusste sich gottlob zu helfen - schließlich war er der König - sah sein Kind liebevoll an und meinte:"Marie, du weisst doch, dass es streng verboten ist, zu weinen. Wir leben in einem fröhlichen Land. Ich will sofort wieder ein lachendes Töchterchen an meiner Seite. Schau, wie schön alles um dich her ist. Da gibt es keinen Grund zum Traurigsein." Maries Kameraden standen verlegen lächelnd da, während der König mit ihrer kleinen Freundin so ernste Worte sprach. Wie, um sie zu entlasten und ihn noch milder zu stimmen, setzten sie schnell ein noch fröhliches Lächeln auf, das dann zu einem hell perlenden Kinderlachen anwuchs. Marie schluckte bei den Worten ihres Vaters tapfer mit einem letzten kleinen Seufzer die aller letzten, widerspenstigen Tränen hinunter und wagte ein scheues Lächeln. Doch lachen konnte sie nicht. Ihre blitzblauen Augen guckten nach wie vor ganz traurig. "Weshalb bist du denn traurig?", versuchte der Vater es mit Sanftmut.Ihn beunruhigte das Verhalten seiner Kleinen. Er war ein sehr liebevoller Vater und ganz vernarrt in sein Mädchen."Du hast doch alles, wovon ein Kind nur träumen kann!", forschte er nach."Ja, aber es wird langweilig. Es macht mir keinen Spaß, mit den vielen Sachen zu spielen. Selbst das Toben mit den anderen Kindern macht mir keine Freude mehr!"Marie war kurz davor, wieder in Tränen auszubrechen. Doch wollte sie ihren Vater nicht enttäuschen, riss sich brav zusammen und erklärte:"Ich bin so traurig, weil ich nicht weiss, warum eigentlich ich so traurig bin!", erklärte sie leise. Die umsitzenden Minister schauten ratlos und tuschelten leise miteinander."Ratlose Traurigkeit und das in unserem Lande?"Bei diesem Gedanken blieb sogar ihnen das Lachen im Halse stecken."Ist unsere Prinzessin vielleicht krank?", murmelte einer besorgt."Hoffentlich ist das nicht ansteckend, unser König?!", wandte sich einer von ihnen an seinen Herrscher.
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