In Horrorstadt war an diesem Sonntag, Halloween, nichts so wie es sein sollte. Die Hexen hexten nicht, die Zauberer zauberten nicht, die Gespenster spukten nicht, die Zombies hatten keine Lust Menschen zu erschrecken und Graf Dracula verzichtete auf den Verzehr von Blutwurst. Das Schlimmste war aber, dass die Kürbisse nicht mehr tanzten. Was war bloss geschehen? Alles begann zwei Tage zuvor, an jenem verhängnisvollen Freitagabend. Kubi, ein kleiner Kürbis der mit seinen Eltern an der Nachtstrasse Nummer 13 wohnte, ging wie jeden Tag von der Schule nach Hause. Er mochte die Schule, denn hier in Horrorstadt lernten die Kinder nicht nur lesen und schreiben, nein ein wichtiger Teil des Unterrichts waren Fächer wie: "Spuken, wie erschrecke ich Menschen" oder auch "Verhexen von Menschen und Tieren". Natürlich gab es für jede Spezies auch noch spezielle Fächer. Für Zombies zum Beispiel stand "Anatomie, oder die Lehre des richtigen Ansetzen verlorener Gliedmassen" auf dem Stundenplan, für Vampire "Blutgruppenlehre" und für Kürbisse natürlich "Tanzen". Kubi freute sich, er hatte eine Eins in Tanzen und wollte sich diese Note von seinen Eltern belohnen lassen. In seiner Stadt war es üblich, dass man bei guten schulischen Leistungen einen Wunsch gewährt bekam. Eine Eins zu bekommen war nämlich ungleich schwerer als bei uns, weil man dafür nie einen einzigen Fehler machen durfte. Seufzend dachte Kubi an seine letzte gute Note. Damals hatte er eine eins minus in "Geschichte des Horrors" gemacht und so seinen Wunsch nach einem Bad in süssem Schockopuding erfüllt bekommen. Das war für seine Eltern ein leichtes gewesen, denn ihre besten Freunde waren Herr und Frau Hexano, zwei wirklich talentierte Zauberer, bzw. Hexen und die konnten mit einem einfachen Wedeln des Zauberstabes im Nu eine ganze Badewanne voll Schockopuding herzaubern. Als Gegenleistung bekamen sie dafür eine private Vorstellung des berühmten Kürbistanzes seiner Eltern dargeboten.Auf seine Eltern war Kubi besonders stolz. Sie waren die besten Tänzer in ganz Horrorstadt und das wollte bei der Konkurrenz an Kürbissen was heissen. Kubi war ein wenig nervös. Dieses Mal wollte er sich einen ganz besonderen Wunsch erfüllen lassen. Würden seine Eltern wohl einverstanden sein? Als er die Haustür öffnete, konnte er die Beiden bereits von weiten ihren neuen Tanz üben höhren: "Gisela, roll weiter nach links" hörte er gerade seinen Vater Bernd rufen als er das Wohnzimmer betratt. "Hallo, ich bin wider da" mit einem Grinsen rollte Kubi in den Raum. Seine Eltern waren wirklich zwei besonders schöne Tanzkürbisse. Sie besassen die optimale Färbung, orangerot, und auch ihre Rundungen waren einfach Perfekt. "Hallo Schatz, wie war die Schule" wollte seine Mutter wissen. "Sehr gut, ich habe eine Eins in Tanzen". Die Gesichter seiner Eltern leuchteten auf. Das sah fast so feierlich aus wie jeweils an Halloween wenn sie die Kerzen in ihrem Inneren entzündeten."Wie schön! Wir sind sehr stolz auf dich. So wie ich dich kennen, hast du bestimmt den ganzen Schulweg darüber nachgedacht, welchen Wunsch wir dir als Belohnung erfüllen sollen". "Gisela", meldete sich der Vater zu Wort, "lass den Jungen doch erst mal den Schulsack abstellen und dann rollen wir alle in die Küche. Dort lässt sich bei einer schönen Tasse Tee am besten reden". Also rollte die ganze Familie in die Küche. Kubis Mutter setzte das Teewasser auf und sein Vater suchte einen besonders guten und wohlriechenden Tee aus. Als dann endlich alle drei mit einer dampfenden Tasse am Tisch sassen, fragte der Vater endlich: "So mein Junge, was möchtest du denn gerne haben?". Kubi atmete tief ein. "Ich würde gerne mal alle Kerzen von Horrorstadt auf dem Rathausplatz leuchten sehen". Die Eltern schauten sich verblüfft an. Eigentlich hatten sie so etwas wie einen eigenen Bonbonhund erwartet. Diese Rasse ist wirklich lustig. Im Gegensatz zu normalen Hunderassen wie dem Zombiehund oder dem Werwolf, bestand sein Fell aus lauter Bonbons. Besonders beim Fellwechsel, wenn er alle alten durch neue ersetzte, konnte man nach Herzenslust naschen."Möchtest du nicht lieben was anderes?", Kubi war sich aber sicher. "Ich möchte genau das, ich möchte einmal alle Kerzen von Horrorstadt auf einmal brennen sehen". Störisch verschränkte er seine Blätter. "Na gut, wir werden sehen was sich machen lässt". In dieser Nacht diskutierten die Eltern noch weit bis Mitternacht und gegen Morgengrauen hatten sie die Lösung gefunden. Sie baten den Bürgermeister von Horrorstadt, einen alten Hexer, um Hilfe. Zum Glück kannten sie sich schon länger und so war es für ihn kein Problem mit einem gezielten Zauberspruch alle Kerzen von Horrorstadt auf dem Rathausplatz aufzustellen. Die anderen Bewohner der Stadt waren etwas irritiert, als sie das Verschwinden bemerkten, aber natürlich zeigten sie Verständnis, als sie den Grund für das Fehlen aller Kerzen erfuhren. Es ist halt ein ungeschriebenes Gesetzt, dass die Wünsche der Kinder bei guten Noten zu erfüllen sind. Ausserdem, was passte wohl besser als das so kurz vor dem romantischsten Fest, Halloween, des ganzen Jahres? Schnell eilten die Eltern nach Hause um Kubi zu wecken. "Wir haben eine Überraschung für Dich, heute Abend wirst du sie sehen". Er wusste natürlich genau, was seine Eltern meinten, aber er beschloss das Spiel mitzuspielen. Insgeheim freute er sich jedoch schon sehr auf den Anblick, wenn all die Kerzen um die Wette leuchten würden. Gegen Abend machte sich dann die ganze Familie auf den Weg zum Rathausplatz. Kubi und seine Eltern wurden vom Bürgermeister persönlich zum besten Aussichtspunkt auf das Kerzenmeer geführt und mit einem "Ilumini saga dim" entzündete er alle Kerzen. Was für ein Anblick. Tausende und abertausende von leuchtenden Punkten waren über den Platz verteilt. So etwas Schönes hatte Kubi und seine Eltern noch nie gesehen. Staunend und lachend freuten sie sich über den Anblick und bemerkten gar nicht, dass in der Zwischenzeit auch die anderen Stadtbewohner aus ihren Häusern gekommen waren und ebenfalls staunend zusahen wie die Kerzen friedlich brannten. Nach einer Weile, Kubi kam es wie Minuten vor, waren alle Kerzen heruntergebrannt und erloschen. Er, seine Eltern, der Bürgermeister und auch alle anderen Stadtbewohner machten sich zufrieden und mit einem wohligen Gefühl im Bauch auf den Heimweg. Am nächsten Tag am Halloweensonntag, hörte Kubi seine Eltern laut diskutieren. "Warum haben wir nicht daran gedacht?" Gisela war ausser sich. "Das ist das Schlimmste was unserer Stadt je passiert ist und wir sind schuld". "Nein, der Herr Bürgermeister hat auch nicht daran gedacht und auch sonst niemand". Sein Vater klang wütend. "Guten Morgen". Kubi betrat langsam die Küche. "Guten Morgen" sagte auch sein Vater während die Mutter langsam von ihm weg rollte und dabei versuchte sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. "Was ist denn passiert?" "Heute ist Halloween, der wichtigste Tag im ganzen Jahr und wir haben keine einzige Kerze mehr die wir zur feierlichen Eröffnung entzünden können. Du weist doch mein Sohn, ohne eine Kerze zur Eröffnung können wir nicht in die Welt der Menschen. Die Tür öffnet sich nun einmal nur im Schein einer Kerze".
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