德语故事:Der Schokoladenbaum

全国等级考试资料网 2023-03-15 18:48:21 59

Ich war sieben Jahre alt, als ich meinen Glauben an die Magie verlor. Ich spreche nicht von dem Osterhasen oder dem Weihnachtsmann. Nein. Ich meine die Wunder, die man nur als Kind sieht und versteht. Damals dachte ich, dass ich meinen Glauben für immer verloren hätte, doch heute weiß ich es besser.

 

 

Es war Spätsommer und die Temperaturen lagen weit über zwanzig Grad, dennoch konnte ich den Herbst schon riechen. Auf die Blätter der Bäume schien sich der goldene Sonnenschein einzunisten und auch die Blumen bereiteten sich auf ihren langen Winterschlaf vor. Mein älterer Bruder Thomas, der schon in die sechste Klasse ging, zimmerte eifrig an seinem Clubhaus, das er noch vor dem Winter fertig stellen wollte. Für Mädchen war es natürlich strengstens verboten, sich dem Haus auch nur zu nähern. Ich saß auf der Schaukel und sah ihm zu, während ich mich mit meiner bestens Freundin Melanie unterhielt.

 

Irgendwann hörte ich ihn laut fluchen. "Dieses dumme Ding!", rief er und schlug mit der geballten Faust gegen die alten Bretter.

Ich lachte auf und zog seine geballte Wut auf mich. "Sei doch still. Mit wem unterhältst du dich eigentlich die ganze Zeit?!"

"Mit meiner Freundin", erwiderte ich.

Thomas stieß einen abfälligen Laut aus. "Deine dumme unsichtbare Freundin existiert doch überhaupt nicht!"

"Natürlich tut sie das!", erwiderte ich erbost. "Und ich kann es auch beweisen."

Am liebsten hätte ich mir auf die Zunge gebissen, aber es war zu spät.

"Ach ja? Das will ich sehen. Wie willst du das beweisen, kannst du sie etwa sichtbar machen?"

Ich schüttelte den Kopf. Einen Moment wollte ich alles zurücknehmen, was ich gesagt hatte, doch dann siegte mein Stolz. Allzu oft musste ich mir von meinem Bruder anhören, dass ich nur ein kleines, dummes Mädchen sei.

"Melanie hat mir von einem Baum erzählt, der im Wald steht", begann ich und wurde sofort wieder von Thomas unterbrochen, der laut losprustete. "Hach!

Das hätte ich dir auch sagen können, dass im Wald bäume stehen."

"Du Blödian! Lass mich doch ausreden!", fuhr ich ihn an. "Das ist nämlich kein normaler Baum, sondern ein Schokoladenbaum." Mein Gesicht wurde ganz heiß, als mein Bruder nur noch lauter lachte. "Er existiert!" schrie ich laut. "Und ich weiß auch, wo er steht. Auf der kleinen Insel in der überschwemmten Waldwiese."

Thomas schüttelte den Kopf und wischte sich eine Träne aus dem Auge. "Um was wollen wir wetten, dass da nur ein alter Kastanienbaum steht?"

Ich überlegte und für einen Moment kamen mir Zweifel, ob es wirklich so etwas wie einen Schokoladenbaum gab. Doch ich schob die Stimmen beiseite und reckte die Nase in die Höhe. "Ich verwette meinen Nachtisch für eine Woche, dass es ihn gibt."

"In Ordnung!", erwiderte er und reichte mir seine Hand in die ich ohne zu Zögern einschlug.

"Dann mal los."

"Was jetzt?", fragte ich erschrocken.

"Natürlich, wann denn sonst? Oder hast du jetzt doch Schiss?"

"Nein, hab ich nicht!", erwiderte ich mit Nachdruck in der Stimme.

Und so begaben wir uns auf eine Reise, die für mich der Anfang des langen Weges in die Welt der Erwachsenen darstellte, aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Der Wald lag keine zehn Minuten von unserem Zuhause entfernt. Ich kannte die Wege schon fast auswendig. Im Sommer machten wir hier immer Picknicks und im Winter gab es hier tolle Berge zum Schlitten fahren. Heute allerdings hatte ich kaum ein Auge für die Schönheit der Natur um mich herum. Wir bogen um eine Weggabelung, als ich wie vom Donner gerührt stehen blieb.

"Was ist?", fragte Thomas und drehte sich zu mir herum.

Mit zitternder Hand deutete ich ins Dickicht neben uns. "Siehst du nicht?

Dort hinter den Büschen sitzt der böse Gnomenkönig."

Mein Bruder runzelte die Stirn und schüttelte seufzend den Kopf. "Das ist doch nur ein alter Baumstumpf. Siehst du?" Er bog die Zweige beiseite und tatsächlich! Hinter ihnen verbarg sich ein morscher ausgehöhlter Stumpf, an dem sich Ameisen einen kleinen Hügel gebaut hatten. Ich kam mir jetzt selbst ein bisschen dumm vor, aber das Geräusch, als der Wind über uns durch die Baumwipfel streifte, ließ mich frösteln. In dem Rauschen glaubte ich die Stimmen der Waldgeister zu hören, die mir leise zuwisperten. Ich beeilte mich zu meinem Bruder aufzuschließen, der schon weitergegangen war.

"Komm schon!", rief er. "Sonst ist schon Winter, wenn wir endlich ankommen."

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