SternLicht, das kleine Zauberpferd fühlt sich sehr wohl im Königspalast. Die Menschen sind nett zu ihm. Sogar die Soldaten des Königs haben das Pferdchen in ihr Herz geschlossen. König Peter verbringt viel Zeit mit SternLicht. Gibt es Probleme im Land, erzählt er dem Pferdchen davon. "Viel zu häufig", sagen die Minister. Sie mögen SternLichts Klugheit nicht. Jeder von ihnen hütet sich, darüber zu sprechen. Sie wollen schließlich ihr Amt behalten. Also warten sie. Warten, dass SternLicht König Peter endlich ein Mal schlecht berät. Nur SternLicht kennt die Gedanken dieser Männer. Verrät sie aber dem König nicht. Bisher weiß niemand, dass SternLicht Gedanken lesen kann. Jedes Zauberpferd kann das! Spricht es nur ein einziges Mal über diese Fähigkeit ist sie schon verloren. Manchmal hat SternLicht Peter gegenüber ein schlechtes Gewissen. Allzu gern möchte es von seinem Talent erzählen. Schließlich ist der König sein bester Freund.Peter sitzt im Garten. Stundenlang starrt er auf die herrlichen Rosenbeete. Niemand wagt, ihn zu stören. Alle, selbst die Minister, warten ungeduldig auf das kleine Pferdchen. Es wird den König aus seiner Versunkenheit befreien. Aber heute ist Donnerstag: Kindertag! Alle Kinder im Reich dürfen an diesem Tag mit Sternlicht spielen und durch die Lüfte reiten. Elegant landet SternLicht neben der Gartenbank. Sanft berührt es seinen Freund an der Schulter und sagt: "Erschrick nicht Peter, ich bin es nur! Der ‚Kindertag’ war schön. Was ist los? Du siehst so nachdenklich - fast traurig aus. Hast du Ärger? Möchtest du darüber reden?""Ach, mein Pferdchen", seufzt der König. "Ich habe lange, lange nachgedacht. Mein Volk und die Minister lassen mir keine Ruhe. Sie wollen, dass ich mir nun endlich eine Frau suche. Sie haben wohl Recht. Ich bin schon dreißig Jahre alt und habe noch keine Familie. Viele Prinzessinnen aus anderen Königreichen wurden mir schon vorgestellt. Besonders gefallen haben sie mir nicht. Mein Herz blieb stumm. Oberhofdame Elisabeth hat mir einen guten Rat gegeben. "Schau dich im eigenen Land um! Frauen gibt es hier genug. Es muss nicht eine reiche Prinzessin sein. Du bist reich! Das genügt! Mach dich auf den Weg, Peter! Das Volk wünscht sich einen Thronfolger!" König Peter seufzt leise. Er steht auf und reckt sich ein wenig. Blitzartig verschwinden die Köpfe seiner Minister hinter einer Gartenhecke.Peter tut so, als habe er die neugierigen Männer nicht bemerkt. Er schwingt sich in Sternlichts Sattel. Schnell wie ein Pfeil fliegen die zwei davon. Es dauert nicht lange und sie landen vor SternLichts zerstörter Höhle in dem Berg "Steinerne Hand".Staunend schauen sie sich um. Überall liegen dicke Felsbrocken. Vor dem Höhleneingang liegt ein großer Steinhaufen. Peter zeigt zum Dach der Grotte. "Schau Sternlicht! Dein Haus ist nicht mehr gespalten. Ein schwerer Felsbrocken hat das Dach geschlossen. Sollen wir die Steine aus dem Eingang räumen? Du willst doch in deine Höhle?"SternLicht nickt. Gemeinsam räumen die Freunde die Steine beiseite. Endlich geschafft! Sehr, sehr vorsichtig trippelt das Pferdchen durch den Eingang. Und dann? Überglücklich ruft es: "Peter, Peter! Komm schnell her! Du wirst es nicht glauben! Alles, alles ist noch da! Sogar mein Dauerfeuer in der Herdstelle!" König Peter freut sich für SternLicht. Er mag die Höhle. Hier hat das kleine Pferdchen ihn gesund gepflegt. Und hier sind sie Freunde geworden. Sternlicht schaut zur Decke. Dann läuft es durch die Höhle, blickt in jeden Winkel.Traurig sagt es: "Sie sind nicht mehr da, Peter! Wahrscheinlich hat die Steinlawine meine winzigen Freunde aus der Höhle vertrieben. Als du hier warst, haben sie sich nicht gezeigt. Schade! Nun wirst du sie leider nie kennen lernen. Ach, Kling, Klang und Klingeling, ich vermisse euch! " Peter schrickt zusammen. Unter der Höhlendecke bewegt sich etwas. Wispern und Flüstern - begleitet vom Geräusch wild schlagender Flügel - erfüllt die Luft. Plötzlich fallen drei Steine auf das Rosenblattlager. Steine? Nein! Klitzekleine lebendige Wesen hüpfen wild auf dem Bett herum.Aufgeregt flattern die bunten Flügelchen. Schneller als ein Kolibri steigen die Winzlinge in die Höhe. Ungeheuerlich hoch und schrill klingt ihr fröhliches Geschrei. "SternLicht ist zurück! Sternlicht ist da!", rufen sie überglücklich. Dann setzen sie sich direkt auf SternLichts Nasenspitze. "Wir haben es doch gewusst! Eines Tages bist du wieder da! Na ja. Gewusst stimmt nicht ganz. Wir haben halt immer an deine Rückkehr geglaubt!" Klingelings kohlschwarze Augen glänzen wie poliertes Ebenholz. Das Glöckchen am Ende ihrer Zipfelmütze hat einen feinen, hellen Klang. Kling und Klang nicken heftig. Auch ihre Glöckchen klingen zauberhaft. Klingeling schaut SternLicht liebevoll an. "Wir haben eine Überraschung für dich, Pferdchen", sagt der Winzling stolz. "Dein Schatz ist nicht verloren gegangen. Wir haben ihn gut bewacht. Er liegt immer noch an der selben Stelle. Sieh nur!" In der Wand hinter dem Rosenlager ist eine wunderschön gemeißelte Steinrose zu sehen. Behutsam drückt das Zauberpferdchen seine weichen Lippen auf die Rosenblätter. Im Nu schiebt sich eine kleine Schublade aus der Wand."Sieh nur, Peter! Mein Zauberbuch! Weißt du. Einige Sprüche müssen aus diesem Buch vorgelesen werden. Sonst wirken sie nicht. Jetzt können wir unbesorgt durch dein Land reisen. Das Buch wird uns vor Gefahren schützen."König Peter zeigt lächelnd auf die Winzlinge. "Und die Kleinen? Nehmen wir sie auch mit?"Sternlicht schüttelt den Kopf. Kleine, silberfarbene Funken fallen aus der Mähne."Nein, nein! Sie dürfen die Höhle nicht verlassen. Das überleben sie nicht!" Peter möchte gern mehr über die seltsamen Wesen erfahren. Sternlicht erzählt ihm von ihren vielen einsamen Jahren im Berg: Allein zu sein ist manchmal unerträglich. Die Menschen wollten nichts mit ihm zu tun haben. Und deshalb habe es sich einfach Spielgefährten erdacht. Mit der Zeit haben die Gedanken Gestalt angenommen. Menschenähnliche Wesen mit zarten, bunten Flügeln.Eines Tages standen die Winzlinge im Höhleneingang. Winzlinge kommen immer zu dritt. Zwei Jungen und ein Mädchen. Nur das Mädchen kann sprechen. Die Jungen stört das nicht. "Oh, ja! Es sind Zwillinge. Ich kann sie auseinander halten. Jeder hat einen anderen Glöckchenklang."
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