Am späten Nachmittag kam ich auf der Burg des Fürsten an. Es war keine sehr große Burg aber doch schon beeindruckend. Besonders die Anzahl der Wachen und Soldaten verwunderte mich. Auf der Burgmauer standen sehr viele Armbrustschützen und Speerträger. Ich fragte mich, wozu der Fürst solch eine Armee brauchte. War er im Krieg oder einfach nur ängstlich. Wenigstens war ich hier einigermaßen sicher. Man hörte immer wieder von kleinen Auseinandersetzungen zwischen den kleinen Fürstentümern. Ich ging direkt zum Herrenhaus und klopfte an. Sofort öffnete sich die Tür und ein alter Mann trat mir entgegen. Er begutachtete mich mehrmals von oben bis unten. Ich kam mir richtig schäbig vor. Er musste mich für einen Landstreicher halten. Nach einer Weile kam ein abwertendes und lang gezogenes "Ja", wobei er durch mich durch zu blicken scheint. Ich erklärte ihm einfach, wer ich war und dass der Fürst mich erwartet. Er antwortete gelangweilt: "Der wehrt Herr ist erst heute Abend zu sprechen. Ich führe sie solange in die Arbeitsräume. Dort können sie etwas essen und ein Bad nehmen." Danach rümpfte er die Nase und drehte sich dann sofort um. Ich folgte ihm ohne ein Wort in die Küche. Dort stellte er mir eine Magd vor und ging dann sofort wieder. Die Magd brachte mir sofort etwas zu essen und zu trinken. Danach führte sie mich in die Waschküche und ließ mir ein Bad ein. Endlich konnte ich den Dreck und Staub der letzten Wochen abwaschen. Es war wunderbar. Während ich badete wurden meine Sachen gereinigt. Ich bekam sogar neue Unterwäsche. Jetzt war ich wieder ein richtiger Mann. Nach dem Bad setzte ich mich zu den Küchenfrauen und wartete, dass ich abgeholt werde. Wir tranken alle ein Glas Wein und plauderten ein bisschen. Ich hatte gute Laune und freute mich auf die Begegnung mit dem Fürsten. Kurz nach dem Abendbrot holte mich der Butler, der mich empfangen hat, ab. Er brachte mich in den zweiten Stock zum Fürsten. Die Gänge in der Burg waren sehr groß aber kaum geschmückt. Nirgends hing ein Bild oder ein schöner Vorhang. Der Boden war kalt, feucht und kahl. Keine Säule war verziert und keine Treppe hatte ein Geländer. Es schien, dass der Besitzer kein reicher Mann war. Ohne mich eine Blickes zu würdigen brachte der Butler mich in einen großen Raum. Im Raum war nur ein großer massiver Holztisch mit zehn Stühlen herum. Am Giebel des Tisches saß ein kleiner dicker Mann mit einem großen Becher in der Hand. Er hatte ein einfaches dunkelgraues Gewand an. Als ich eintrat kam er sofort auf mich zu. Sein Gang war irgendwie schwankend und glich dem einer Ente. Er sah mich mit seinen kleinen glänzenden Augen an und sprach mit einem lallenden Ton: "Ihr müsst Pan sein. Ich habe euch erwartet. Ihr müsst unbedingt sehen, was ich habe. Ich brauche euren Rat. Kommt mit." Jetzt war ich aber gespannt. Ein Fürst der mir, einem unbedeutenden, freien Gargoylejäger etwas zeigen wollte. Er trank noch einen großen Schluck aus einem Becher und lief dann los. Ohne sich umzublicken lief er los. Ich folgte ihm langsam. Obwohl er lief blieb er an jeder Ecke stehen um Luft zu holen und noch einen Schluck aus seinem Becher zu nehmen. Außerdem lief er irgendwie im Zick Zack durch die Gänge, als wüsste er nicht wohin. Er führte mich in den Keller, wo es noch kälter und feuchter war. Es roch nach Fäulnis und Abfall. Wir kamen zu einer großen Metalltür, hinter der ich ein leises Wimmern vernahm an. Der Fürst drehte sich zu mir tief in die Augen. Seine Wangen waren ganz rot. Ich wusste nicht, ob von der Anstrengung oder vom Alkohol. Er flüsterte mir zu: "Alles, was ihr jetzt seht, muss unter uns bleiben." Er kicherte leise. Ich fühlte mich immer mehr und mehr unwohl in meiner Haut. Dann öffnete er die Tür. Sie knarrte ein bisschen. Ich betrat den Raum und sah ein Bild des Elends vor mir. An der gegenüberliegenden Wand war ein Gargoyle angekettet. Es war ein Weibchen, ein sehr junges Exemplar. Sie hing an mehreren Ketten, die um ihren Hals und ihren Handgelenken gelegt waren. Ihr Kopf hing locker zur Seite und sie jammerte leise vor sich hin. Die Sehnen an den Handgelenken waren ihr durchschnitten worden, genauso die Achillsehne an den Füßen. Wahrscheinlich, damit sie nicht fliehen konnte. Die Muskelstränge an ihren Flügeln waren durchtrennt worden. Sie hatte mehrere Schnittwunden im Gesicht und ein Auge wurde ihr ausgestochen. Ihr Körber war voll von großen Brandwunden, durch die man an einigen Stellen ihre Knochen sehen konnte. In ihrem Bauch steckten mehrere gewaltige Nadeln und Schläuche aus denen Blut und andere Körperflüssigkeiten flossen. Ihr Schwanz war längs aufgeschnitten und aufgeklappt worden. Es war ein schockierendes Bild. Und es stank bestialisch nach Kot und verbranntem Fleisch. Vor ihr standen zwei Männer mit Folterwerkzeug in den Händen. Der eine hielt gerade eine Zange in die Glut und der andere steckte eine Nadel in ihre Brust. Alles wurde von vier Fackeln an den Wänden erhellt. Durch das flackern des Feuers wurde alles in gespenstiges Licht getaucht mit zuckenden Schatten. Mir wurde richtig schlecht. Ich bekam kein Wort über meine Lippen, denn ich hatte einen riesigen Kloß im Hals. Ich musste mich an dem Türrahmen abstützen, damit meine wackligen Knien nicht unter mir nachgaben. Wer konnte so etwas tun.
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