Es gab einmal ein Land, wo die Sonne und der Mond gleichzeitig am Himmel schienen. Sie zogen miteinander ihre Bahn. Es gab keine Nacht und keinen Tag wie wir ihn kennen. Es war ein Gemisch von beiden. Sonne und Mond umkreisten den Himmel und gingen nie unter. Deshalb hatten die Menschen für eine Zeitspanne von 24 Stunden auch nur einen Begriff - nämlich Tag. Sie unterschieden nicht nach Morgen, Mittag oder Abend. So gab es auch keine geregelten Essenszeiten. Jeder aß, wenn er Hunger hatte. Geschlafen wurde nur, wenn man wirklich müde war - und nicht, wenn es Abend wurde. Da konnte es schon einmal passieren, dass man einen ganzen Tag verschlief! Jahreszeiten waren auch unbekannt. Es war immer Sommer! Es gab nur kühle Tage, wenn nämlich die Wolken sich vor die Sonne und den Mond schoben. Dann konnte es auch einmal regnen.Die Menschen lebten von dem, was sie selbst anbauten. Ihre Kleidung fertigten sie aus selbst gewebten Stoffen. Es war kein Geld erforderlich. Wenn einer kein Talent hatte, seine Kleidung selbst zu machen, so tauschte er mit seinem Nachbarn zum Beispiel eine Kuh gegen einen Mantel - oder was der gerade benötigte. Es fand sich immer etwas, was der andere brauchte und man selbst hatte. Man könnte meinen, dass es den Menschen gut ging. Das war auch der Fall. Aber wie es überall auf der Welt ist - jeder macht einmal gute und schlechte Zeiten durch. Im Dorf lebte eine Familie, die wunderschöne gelbe Schafe hatte. Das war eine einmalige Rasse. Die Wolle von diesen Schafen war wunderbar weich und hatte außerdem einen ganz besonders angenehmen Duft. Wenn Sonnenstrahlen auf die Schafe fielen, konnte man denken, sie wären aus lauter Gold. Der Schäfer war sehr stolz auf seine Schafe. Er und seine Frau hatten eine Tochter namens Lara. Sie alle trugen nur Kleidung aus dieser schönen Wolle. Keiner aber wusste, wie die Schäferfamilie zu diesen Schafen gekommen war. Das war ein Geheimnis, das der Vater wohl zu hüten wusste. Sein Urgroßvater hatte es ihm anvertraut, als er noch ein kleiner Junge war. Das Geheimnis sollte immer auf den Sohn weiter vererbt werden.Nun hatte er leider nur eine Tochter - und damit ein Problem! Aber noch war er jung und dachte nicht ans Sterben. Sie lebten weit ab vom nächsten Hof und hatten wenige Freunde. Ihre seltsamen Schafe waren wohl der Grund dafür. Der Schäfer verbrachte seine ganze Zeit bei den Schafen. Frau und Tochter waren zu Hause, arbeiteten im Garten vor dem Haus und verarbeiteten die Wolle zu wunderschönen Stoffen und Pullovern. Man konnte ohne weiteres sagen, dass sie glücklich und zufrieden zusammen lebten. Die Nachbarn hatten sich zwar an den Anblick der wunderschönen Schafe gewöhnt, blickten aber trotzdem ein wenig neidisch auf sie. Aber da die Schäferfamilie als nette und immer hilfsbereite Leute bekannt waren, gab es keine Probleme. Der Schäfer sorgte auch dafür, dass die Schafe wenig gesehen wurden. Er wollte jeden Ärger vermeiden. Eines Tages bezogen Fremde den einzigen Hof, der schon seit vielen Jahren leer stand. Sie richteten sich ein und brachten den Garten in Ordnung. Das war sehr wichtig, damit immer genügend zu essen im Hause war. Sie besaßen auch einige Schafe, aber nur die graue Rasse. Es dauerte nicht lange, bis sie von den sonderbaren Schafen hörten. Die Neugier trieb sie, die Schäferfamilie zu besuchen. Unter dem Vorwand, eine gute Nachbarschaft pflegen zu wollen, trafen sie bei den Schäfers - so war der Name der Schäferfamilie - ein. Sie taten sehr freundlich und wollten doch eigentlich nur die goldenen Schafe sehen. Aber diese waren - wie fast immer - auf einer besonders saftigen Wiese weit ab hinter dem Wald. Der Schäfer kannte die besten und fettesten Wiesen, wo er seine Schafe weiden ließ. Die Neuankömmlinge mussten unverrichteter Dinge wieder gehen.
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