"Ich bin hier, weil ich auf euch gewartet habe. Drei Jahre haben uns die Elfen hierhin und dorthin geführt und ließen uns nicht fort. Nicht dass sie uns gezwungen hätten, sie baten einfach, noch so lange bei ihnen zu bleiben, bis sie ihre neue Heimat fanden. Und immer noch warnten sie uns eindringlich davor, anderen Menschen Nachricht zu hinterlassen oder jemandem den Grund unserer Reise zu verraten. Erst vor über einem Monat konnten Elga und ich weg. Stellt euch vor, wir kamen nach Helwald einen Tag nachdem ihr aufgebrochen seid. Es war zum Verzweifeln. Leider konnte uns Delma nur sagen, dass ihr euch in den Süden aufgemacht hattet. Allein von Helwald führen zwei Straßen in diese Richtung. Es erschien mir zwecklos, euch nachzureisen. Aber ich musste euch finden und weil Delma von einem starken und klugen Helden, der mit euch reist, erzählte, bestand die kleine Hoffnung, dass ihr unsere Spur findet. So eilte ich auf dem schnellsten Weg hierher zurück. Seit drei Tagen bin ich wieder in Tanargá, und wenn sie die Tore am Morgen aufmachten, war ich dort und ging erst heim, wenn sie geschlossen wurden. So habe ich euch endlich gefunden und ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie ich mich freue. Joni, deiner Mutter geht es gut, sie wartet bei Tante Delma."Orlan witterte aus dem Wenigen, was Massim bisher von sich gab, etwas, das nicht gut war. Darum fragte er:"Guter Mann, zuerst muss ich Euch sagen, dass an diesem glücklichen Zusammentreffen mehr der Zufall beteiligt war als meine Klugheit. Doch nun sagt an: Warum wartet Ihr hier, in der Stadt auf uns?"Wie weggeblasen war auf einmal der frohe Ausdruck auf Massims Gesicht. Seine Stimme war leiser geworden und wenn sich Joni nicht täuschte, zitterte sie jetzt:"Hört mir zu! Ich hab euch ja gesagt, dass wir die Elfen bis zu ihrer neuen Heimat begleiteten. Nun, sie haben sie gefunden."Dabei seufzte er tief und nahm den Becher, um einen Schluck zu trinken. Orlan, wirklich von rascher Auffassungsgabe, rief verwundert:"Heißt das am Ende, sie sind HIER, in der Stadt?"Winburg und Joni schrieen vor Schreck auf und blickten zu Massim, damit dieser den grausigen Verdacht entkräftige. Aber der nickte nur mit dem Kopf, nahm noch einen Schluck, ehe er weitersprach:"Ja. Ihr habt Tanargá noch nicht gesehen, außer du, Winburg vielleicht, aber die Stadt ist riesig und sehr weitläufig. Es gibt nahe am Fluss einen großen Park. Und mit groß meine ich wirklich groß. In dem Park, Joni, hätte unser ganzes Dorf Platz gefunden. Alte Bäume stehen dort, aber vor allem, alles ist Wiese und es wachsen die mannigfaltigsten Blumen in großer Zahl. Dort haben sich die Elfen niedergelassen und waren durch nichts zu bewegen, weiterzuwandern. Damals wusste ich noch nichts von ihrem schrecklichen Geheimnis - erst deine Frau, Winburg, öffnete mir die Augen - und dachte nur, sie wären hier, unter so vielen Menschen, in Gefahr. Aber sie beharrten darauf, zu bleiben. Ihr wisst es ja, was das bedeutet?"Der Ritter war es, der sprach. Ganz leise, aber sehr hart klang seine Stimme:"Ja, wir wissen es. Das bedeutet, dass es hier in drei Jahrhunderten ein entsetzliches Blutbad geben wird."Stille. Ein dicker Falter fiel in die Flamme und verbrannte zischend.Stille. Von unten hörte man ein schweres Fuhrwerk vorbeifahren. Jemand rief einen Namen, eine Tür im Haus fiel krachend zu, worauf in der Nachbarschaft ein Hund zu kläffen anfing. Bald ein zweiter und nach einigen Minuten schien das Viertel nur aus wütenden Hunden zu bestehen.Stille. Bis auf das schwere Atmen der vier Männer im Raum. Nur langsam tauchten Jonis Gedanken, die in einen Abgrund gefallen zu sein schienen, wieder in der richtigen Welt auf. Er blickte um sich und direkt in Orlans graue Augen."Wir müssen was tun!", Hauchte er, und der Ritter nickte.Wieder ein schwerer Wagen auf der Straße. Man hörte die Fuhrleute schimpfen, wenn sie den Weg durch Passanten verstellt fanden. Massim erhob sich und schaute durch das offene Fenster auf die nächtliche Straße.
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