Weit, weit fort in einem fernen Land, das beherrscht ist von Feuer und Eis und umwoben von Geheimnissen und Mythen,leiden die Menschen auch heute noch häufig unter den Launen der Natur. Lassen sie während eines heftigen Gewitters ihren besorgten Blick über die bizarren Felsen ihrer Heimat wandern, an denen sich in fast nachtschwarzer Düsternis der Sturm bricht oder beobachten sie die weiten, öden Mondlandschaften gleichenden Ebenen, die bedrohliche Blitze in ein unheimliches Flackern tauchen, beflügelt das ihre Fantasie.Nur die Wenigsten sträuben sich dagegen. Die meisten Bewohner dieses Landes jedoch geben sich dem eigenartigen Zauber des Glaubens an eine andere, für Sterbliche unsichtbare Welt hin. Mit ihrem Herzen haben sie sie bereits gefunden, die Wesen jenes fremden Daseins. Es sind Elfen, die sich sehnlichst ein freundschaftliches Nebeneinander mit den Menschen wünschen. Diese Zauberwesen bewohnen die Felsenhöhlen der Berge. Manchmal wählen sie aber auch einen der weit verstreuten etwas kleineren Steinbrocken. Ab und zu findet man diese dann direkt längs der Straßen der Menschen. In Reykjavik steht eines Morgens Bauleiter Gunnar grübelnd vor einem riesigen Stein. Dummerweise liegt der dort, wo eine Ausfahrtsstraße lang geführt werden soll. "Hm, Leute!", gibt der Bauleiter seinen Arbeitern zu bedenken, "wie hieven wir bloß den Brocken hier weg?? "Chef, mit dem Bagger ist das wohl kaum ein Problem!", entgegnet Erik, einer der Männer. "Von wegen, Gunnar hat Recht. Das wird schwierig!", widerspricht Amur, sein Kollege. Gunnar seufzt. Dann aber spornt er seine Leute an: "Nutzt ja alles nichts. Auf in den Kampf!" Daraufhin spurtet Amur zu dem Baufahrzeug, klettert in die Fahrerkabine und lässt den Motor an. Doch das Fahrzeug rührt sich nicht von der Stelle. Nur die Räder drehen durch. Amur springt heraus und prüft den Untergrund. Nein, der Boden ist griffig und fest. Er startet einen zweiten Versuch - umsonst! Ratlos stehen die Männer in den nächsten Minuten zusammen und schütteln die Köpfe. So etwas ist ihnen noch nie untergekommen. "Holt den anderen Bagger!", fordert Gunnar. Der steht ein wenig weiter entfernt vor einer Baugrube. Diesmal versucht Erik sein Glück. Aber...was ist das? Das Fahrzeug rollt keinesfalls in die gewünschte Richtung, sondern unaufhörlich auf die Grube zu und ist auch nicht zu stoppen. Erik wird es mulmig. Er ruft laut um Hilfe. Zu spät! Schon hat der Bagger den Grubenrand überfahren und rutscht schneller und immer schneller in die Tiefe. Am Grund kippt er auf die Seite. Die Fahrerkabine ist eingedrückt. Eriks Kopf liegt blutend auf dem Steuer. Eiligst ruft Gunnar telefonisch Helfer herbei. Jedoch werden sie eine Weile brauchen, bis sie an der Unglücksstelle sind. Selbst dieser tragische Zwischenfall bringt die Männer nicht von ihrem Vorhaben ab. Schließlich haben sie ihren Auftrag auszuführen. So macht sich Amur daran, den Gesteinsbrocken mit einem Presslufthammer zu zerkleinern. Schweiß tropft ihm von der Stirn. Die Splitter spritzen in sämtliche Himmelsrichtungen. Plötzlich saust eine Steinspitze dem Arbeiter an die Wange. Der schreit auf, lässt sein Werkzeug fallen und schlägt verzweifelt die Hände vors Gesicht. Der Schock und der Schmerz lassen ihn hilflos ein paar Schritte umher taumeln. Entsetzt beobachten Gunnar und die Umstehenden das Geschehen. Die Meißelspitze ist doch richtig angesetzt worden. Wie hat das nur passieren können? Zum Glück treffen kurz darauf die Sanitäter ein. Als Erstes befreien sie Erik aus der Fahrerkabine des Baggers und schieben ihn auf einer Trage in ihren Wagen. Danach kümmern sie sich um Amur. Sie fahren die beiden Verunglückten auf dem schnellsten Wege ins nächste Krankenhaus. Wie es sich später herausstellt, hat Erik noch einmal Glück gehabt. Es ist nur eine Platzwunde. Amur dagegen muss sich einer längeren Behandlung unterziehen. Gunnar beschleicht ein eigenartiges Gefühl. Er lässt sich tunlichst nichts anmerken, denn es ist ihm ein unheimlicher Gedanke gekommen. Wie, wenn da etwas Wahres dran ist, an den Sagen um eine fremde Welt? Haben tatsächlich unbekannte Wesen ihre Hand im Spiel? Gunnar zweifelt nach wie vor daran, wagt es aber nicht mehr einfach als Spinnerei abzutun. So lässt er seinen Überlegungen freien Lauf: "Angenommen, es gibt sie wirklich...Wollen sie uns Menschen auf diese Weise etwas dringlichst klar machen oder, wie wohl jetzt, gar für irgendetwas strafen? Aber wofür...?" Eine Gänsehaut kriecht ihm über den Rücken. Gleich ihm ergeht es auch seinen Kameraden. Wortlos stehen sie aschfahlen Gesichtes neben ihm und stieren gebannt auf den ihnen unheimlich gewordenen Stein. Urplötzlich verdunkelt sich der Himmel. Allein der Fels schimmert in einem blassen Licht. Wie gelähmt verharren die Männer an ihrem Platz. Im fahlen Schein erkennen sie zwei zierliche beflügelte Wesen, so groß wie halbwüchsige Kinder. Sie hocken oben auf dem Stein, sehen die Männer unendlich traurig und auch sehr vorwurfsvoll an. Es sind Piri und Emir, zwei Elfenjungen, die von ihrer Mutter, der Elfenkönigin, gesandt worden sind, um den Menschen ins Gewissen zu reden."Weshalb nehmt ihr uns unser Zuhause?", fragt Piri mit zittriger Stimme. Er ist der Jüngere der Beiden und noch entsprechend schüchterner. "W...Woher sollen wir ahnen...?!", stottert Gunnar, wachsbleich um die Nasenspitze herum.
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