Nach einigen Tagen, ich hatte kaum noch Hunger und schon lange nicht mehr richtig geschlafen, geschah dann das Unfassbare. Wir waren gerade bei der allabendlichen Folter, als Alarm geschlagen wurde. Zuerst wusste ich gar nicht was los war, bis ich die Wörter ‚Gargoyle’ und ‚Angriff’ heraushörte. Ich war im Zwiespalt der Gefühle. Auf der einen Seite keimte Angst und mein Hass in mir auf. Andererseits war ich froh, dass die Tortur für das Weibchen auf die eine oder andere Art vorbei war. Der Fürst bekam plötzlich große Augen. Ich konnte Panik darin erkennen. Endlich war er mal nicht der Großkotz, der er sonst war. Er schrie mit schriller Stimme: "Pan, mir folgen. Ich brauche euren Schutz." Dann drehte er sich zu den Folterknechten um: "Ihr tötet sie!" Daraufhin lief er los. Ich habe einen kleinen dicken Mann noch nie so schnell rennen sehen. Dabei jammerte er immerzu und bellte den Soldaten auf seinem Weg irgendwelche Befehle zu. Was sollte ich tun? Den Fürsten weiter unterstützen? Oder auf mein Gewissen zu hören? Aus dem Augenwinkel sah ich, wie einer der Folterknechte eine Axt nahm und auf sein Opfer zuging. Sollte ich ihn aufhalten? Der Tot war eine Erlösung für sie. Dann rieb der andere sich die Hände und schrie: "Endlich, Du Bestie. Endlich können wir es dir zeigen." Das war zuviel des Guten. Wer war hier eigentlich die Bestie? Ich entschied mich, ihr zu helfen. Der eine Peiniger hob schon die mächtige Axt mit beiden Händen über den Kopf. Mit einer schnellen Bewegung war ich bei ihm und hatte mein Schwert gezückt. Ich schlug Ihm mit einem Schwertstreich die beiden Arme kurz über den Ellenbogen ab. Sofort sackte er zusammen und sah fassungslos auf seine Stummel. Dann sah ich den anderen an. Er fing an zu laufen und wollte um Hilfe schreien. Eine Horde Soldaten konnte ich hier gar nicht gebrauchen. Bis "Hi…" kam er noch, dann schlug ich ihm den Schädel von den Schultern. Er lief noch sechs oder sieben Schritte, dann brach der Körper mit einem Platschen zu Boden. Die Schlüssel für die Ketten hingen neben der Tür. Ich holte sie und schloss die alten Ketten auf. Das Gargoyleweibchen blickte mich mit ihren tiefen Augen dankbar an. Es war schon verrückt. Ein Garegoylejäger rettet einen Gargoyle. Ein Funkeln kam in ihre feuchten Augen zurück. Allein dieser Blick war Belohnung genug. Angespornt durch das Gefühl, eine gute Tat zu vollbringen, nahm ich sie über die Schulter und lief los. Sie war erstaunlich leicht. Obwohl sie bestimmt zwei Meter groß war wog sie nicht mehr als dreißig Kilo. Wahrscheinlich, weil sie in letzter Zeit nichts gegessen hat. Ich ging nicht zum Haupthaus, sondern direkt zum Hof hinaus.
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